Ted Gioia:
Jazz hören - Jazz verstehen [How to Listen to Jazz] Sven Hiemke, Übs. Leipzig: Henschel, 2017. Gebunden, 207 Seiten – ![]() ![]() |
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Zum Jazz kam ich über den Swing und
als ich meinen Horizont erweiterte kam Joachim-Ernst
Berendt: Das Jazzbuch
(später: Die
Story des Jazz) hinzu und wurde zu meiner Bibel des Jazz. Mir
scheint, Ted Gioia hat mit Jazz
hören - Jazz verstehen eine ähnliche Absicht: es soll die Leser
ermöglichen, „tiefer in die Geheimnisse des Jazz einzudringen und so zu
lernen, diese Musik wertzuschätzen” (S. 11). Der Autor hat sein Ziel erreicht- Mit dem Schwerpunkt „Jazz hören” bringt er gegenüber Berendt eine zusätzliche wichtige Komponente hinzu. Er stellt es dem Buch als Ellington-Motto voraus:
Und er betont es gleich zu Beginn: „wenn wir genau genug hinhören, dringen wir – auch ohne Hochschulabschluß oder einen formalen Berechtigungsnachweis – in das Magische eines Stücks vor (S. 13). |
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Gioia gliedert nach der Einleitung wie folgt
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Der Unterschied zu Berendt: Das Jazzbuch
fällt ins Auge. Gioia beginnt mit drei Kapiteln, die dem Hören und
Verstehen gewidmet sind und schließt mit „Jazzhören heute” ab. |
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Ich meine, jemand sagte mal, dass man gute Lyrik nicht
dadurch schätzen lernt, indem man zum Vergleich schlechte Gedichte
liest. Dem stimme ich zu. Gioia gibt für Jazz den umgekehrten Rat.
Durch das Hören
mittelmäßiger Darbietungen erkennt man, was die Spitzenleute im Jazz
leisten (S. 15-16). Ich kann das bestätigen. Erst als ich eine gar
nicht so schlechte Amateur-Big-Band hörte, wurde mir bewusst, wie
präzise Count Basie und andere spielen, die ich nur von der Tonkonserve
her kannte. Ähnliche Tipps gibt Ted Gioia zuhauf. Er legt den Hörer eine Art "Principle of Charity" (siehe ![]() Musik verbal zu beschreiben ist immer problematisch. Dem Autor gelingt es, so beispielsweise über Beschleunigung und Drosselung des Tempos. Mir fiel gleich ein, dass ich bei vielen Aufnahmen mit Art Blakey den Eindruck habe, das Tempo wird beschleunigt, obwohl es objektiv nicht so ist. |
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Zu jedem Kapitel
gibt der Autor willkommene Hörempfehlungen. Es sind weder lange Listen
noch Hinweise auf ganze Alben, sondern einzelne Titel, die jeder
Jazzliebhaber hat oder sich leicht besorgen kann. |
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Im Kapitel „Einige Jazz-Neuerer” liest man dann über
Neuerer in ihrer jeweiligen Zeit (keine Avantgardisten von heute):
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Im Anhang hätte man
auf die Auflistung der 150 Jazzmeister verzichten können. Der Autor
nennt nur die Namen und das Instrument. |
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Für mich als
Laien, aber jahrezehntelangen Jazzhörer gab es viel Neues. Für alle
Leser, die ich sich einen besseren Zugang zum Jazz erhoffen, gilt
Gioias Befund: „Das allermeiste in der Sprache des Jazz ist für jeden
verständlich, der bereit ist, sich ihm mit Geduld und offenen Ohren zu
nähern” (S. 44). Jazz hören - Jazz verstehen unterstützt diese Bereitschaft auf gut lesbare Weise. Sehr zu empfehlen. |
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Joachim-Ernst
Berendt, Günther Huesmann: Das
Jazzbuch: Von New Orleans
bis ins 21. Jahrhundert. Fischer, 2007. Taschenbuch, 944
Seiten ![]() |
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